Wellness-Beiträge



Entspannen trotz Corona: Was wird aus dem Wellness-Urlaub?

Wellnesshotels haben in Herbst und Winter eigentlich Hochsaison. Ist Wellness trotz Corona möglich?



Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland hat es im Mai den einzelnen Bundesländern überlassen, die Lockerungen des Shutdowns sowie die damit verbundenen Coronavirus-Schutzauflagen durch entsprechende Verordnungen zu regeln. Teilweise sind die Bestimmungen in den einzelnen Bundesländern in Bezug auf die Wellness-/Spa-Bereiche – Bäder, Pools, Saunalandschaften, Kosmetik- und Massagebehandlungen – konkret und detailliert (z.B. in NRW in Form der branchen- und betriebsartspezifischen Hygiene- und Infektionsschutzstandards), teilweise aber auch nur recht pauschal und vage formuliert. Der Betrieb von Dampfbädern oder vergleichbaren Anlagen scheint überwiegend weiterhin verboten oder streng beschränkt zu sein. Solche Räume gehören für einen Spa-Besucher zu den elementaren Angeboten von typischen Spa- und Wellnesseinrichtungen und der Verzicht darauf stellt natürlich eine nicht unwesentliche Einschränkung dar.

Entspannung in einem SARS-CoV2-Infektionsszenario

Hinzu kommt der psychologische Aspekt: In Wellness- und Spa-Anlagen möchte man sich eigentlich unbeschwert bewegen und aufhalten können. Dies ist aber unter den behördlich angeordneten Corona-Auflagen – Mindestabstände zwischen Personen, Masken tragen, häufiges Desinfizieren der Hände – derzeit nur bedingt möglich und insofern kann man einen unbeschwerten Wellness- bzw. Spa-Aufenthalt weiterhin nur eingeschränkt erleben. Bei einem Hotelaufenthalt oder beim Besuch einer großen Therme oder Wellnessanlage gelten die Standard-Infektionsschutzmaßnahmen natürlich nicht nur in den speziellen Spa- und Wellnessräumen, sondern in den öffentlichen Bereichen des gesamten Betriebs.


Die Maske schützt ... und stört zugleich

Bei personennahen Dienstleistungen, wozu die in den Spa-Abteilungen beliebten Kosmetik- und Massagebehandlungen gehören, sollen die Behandelten genauso wie die Behandelnden eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Wir empfehlen unseren Verbandsmitgliedern bei personennahen Wellness-/Spa-Anwendungen das Tragen von zertifizierten OP-Masken. Bei gesichtsnahen Behandlungen sollen die Behandelnden zusätzlich ein Gesichtsschild oder eine Schutzbrille tragen. Das Tragen der Schutzmasken wird von vielen Menschen als störend und unangenehm empfunden. Das freie Atmen ist eingeschränkt. Zu einem entspannten Gefühl trägt diese absolut sinnvolle Maßnahme nicht bei. Das Tragen eine Mund-Nase-Bedeckung reduziert zwar das Risiko einer Ansteckung, ausgeschlossen wird es dadurch aber nicht.


Mit fremden Menschen in geschlossenen Räumen

Abgesehen davon kann es riskant sein, sich außerhalb der geschossenen Behandlungsräume für Individualleistungen gemeinsam mit anderen Gästen, die man nicht kennt, in geschlossenen Räumen von Wellness- und Spa-Bereichen aufzuhalten, insbesondere dann, wenn die Abstandsregeln nicht sicher einzuhalten sind, die Maskenpflicht nachlässig gehandhabt wird und wenn die Räume nicht effektiv gelüftet werden bzw. über entsprechend moderne und funktionsfähige Lüftungsanlagen verfügen. Es gibt nach unserem Wissen bislang keine verlässlichen Studien, welche die Unbedenklichkeit des Aufenthalts in einer öffentlichen Wellnessanlage in Bezug auf das Ansteckungsrisiko mit SARS-CoV-2 untersucht und bestätigt haben.


Am Handtuchwedeln scheiden sich die Geister

Gerade die gemeinschaftlich mit anderen Gästen genutzten Schwitzräume erscheinen problematisch. Das Risiko von Sauna-Aufgüssen und das damit verbundene Handtuchwedeln, was unweigerlich eine verstärkte Luftzirkulation der Aerosole in der geschlossenen Saunakabine verursacht, wird in seiner Gefährlichkeit offensichtlich in den verschiedenen Bundesländern vollkommen gegensätzlich bewertet. Mal ist es erlaubt, mal ist es strikt verboten. Der Deutsche Sauna-Bund hat eine gute Übersicht für die unterschiedlichen Regelungen zu Saunaanlagen erstellt (was in der Regel auch für Wellnesshotels gilt), die auch aktualisiert wird. Ob die Corona-Schutzmaßnahmen wirken (Mindestabstand, Masken tragen, Händehygiene, Oberflächenhygiene, häufiges Lüften) hängt natürlich davon ab, ob sie auch tatsächlich angewendet, kontrolliert und durchgesetzt werden. Zweifel sind angebracht. Über das Ansteckungsrisiko entscheiden in erster Linie die Menschen mit ihrem Verhalten.


Nicht ohne meinen Corona-Test

Herbst und Winter sind traditionell die bevorzugten Zeiten für die Nutzung kommerzieller Wellness- und Spa-Angebote. Seit Anfang Oktober 2020 sind nicht nur in einigen Ländern des europäischen Auslands, sondern auch in Deutschland die täglichen Neuinfektionszahlen alarmierend in die Höhe geschnellt, wobei sich das Überschreiten der von der Politik festgelegten Bedenklichkeitsgrenze von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner im Schnitt der letzten 7 Tage auf lokale Corona Hot Spots zu konzentrieren scheint. Am 8. Oktober 2020 haben sich die meisten Bundesländer darauf verständigt, dass Reisende, die aus solchen Hot Spots kommen, nur mit einem aktuellen negativen Corona-Testergebnis die Erlaubnis erhalten, in einem Beherbergungsbetrieb an einem anderen Ort zu übernachten. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die Wellness- und Spa-Branche. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Lage in Deutschland im Laufe der Herbst- und Wintermonate noch weiter verschärfen wird. Unter diesen Rahmenbedingungen fällt schon allein der Gedanke an einen wirklich entspannten Wellnessurlaub schwer.


Auf alles vorbereitet sein

Wer plant, in einem Wellnesshotel in den nächsten Wochen und Monaten einen Aufenthalt zu buchen, sollte sich eine tagesaktuelle, genaue Beschreibung der betrieblichen Corona Hygiene- und Infektionsschutzpläne zusenden lassen. Das allein ist natürlich noch kein Garant dafür, dass die beschriebenen Maßnahmen auch wirklich umgesetzt und gegenüber uneinsichtigen Gästen durchgesetzt werden. Außerdem sollte man sich vor Anreise erkundigen, ob und welche der Spa- und Wellnessbereiche überhaupt geöffnet haben sowie ob und welche der Wellness- und Spa-Anwendungen verfügbar sind. Auch wenn dies alles positiv beantwortet wird, muss man als Wellnessurlauber immer damit rechnen, dass es aufgrund plötzlicher Ereignisse, z.B. Quarantäne des gesamten Spa-Teams im Hotel, doch anders kommt als bestätigt.


Wir könnten auch anders

Es hilft vielleicht, sich über Folgendes im Klaren zu sein: Wellness ist ein Lebenskonzept, das sich im täglichen Lebensstil ausdrückt und nicht durch den gelegentlichen Besuch von Spas, Hotels, Thermen und Saunaanlagen. Der Deutsche Wellness Verband setzt sich für dieses Verständnis bereits seit 30 Jahren ein und appelliert an die Wirtschaftsbetriebe der Tourismus- und Freizeitindustrie mit einem Fokus auf Wellness-Dienstleistungen, sich endlich um die wahre Bedeutung des Konzepts Wellness zu kümmern und dafür entsprechende Angebote zu entwickeln. Hierfür erfordert es weder Pools, noch Saunakabinen, noch Kosmetik- oder Massageliegen. Es gibt demgegenüber wissenschaftlich gut gesicherte, echte Wellnessaktivitäten, die nicht nur die erlebte Lebensqualität sofort und dauerhaft steigern, sondern auch zur Stärkung der Gesundheit und der Abwehrkräfte beitragen, die gerade jetzt mit Beginn der kühleren Jahreszeit wieder an Bedeutung gewinnen. Diese Wellnessaktivitäten sind:

  • Eine überwiegend pflanzliche, fettarme Ernährung auf Basis nicht oder nur wenig industriell verarbeiteter Lebensmittel.
  • Häufige Bewegung ohne Leistungsdruck, am besten an der frischen Luft.
  • Aktive Formen zur Entspannung und Maßnahmen zur Kontrolle von belastendem Stress.
  • Gesunder, ausreichender und erholsamer Schlaf.
  • Intakte soziale Beziehungen, die emotionalen Rückhalt bieten.
  • Eine Lebensaufgabe, die überzeugend sinnstiftend für die eigene Existenz ist.

Diese Wellness-Lebensstilfaktoren haben einen substanziellen, wissenschaftlich gesicherten Wert. Sie wirken nachweislich nicht nur gegen Erkältung und Grippe, sondern auch gegen das Risiko eines schweren Verlaufs im Falle einer Covid-19-Erkrankung. Sie sind ebenso wirksam gegen die chronischen Erkrankungen, welche die Gesundheits- und Todesstatistiken in unserem Land dominieren. Natürlich könnte man einen Wellnessurlaub auch mit diesen echten Wellness-Komponenten gestalten, ob in einem Hotel oder zu Hause.

 

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