Halbert L. Dunn: High Level Wellness
Halbert L. Dunn (M.D., Ph.D.) lebte von 1896 bis 1975. Er war einer der führenden Bio-/Medizinstatistiker der USA und entwickelte unter anderem das erste nationale System einer Gesundheitsstatistik für sein Land. In Anerkennung seiner Verdienste wurde ein bedeutender Wissenschaftspreis nach ihm benannt.
Dunn gilt als der Vater der Wellnessbewegung. In den späten 1950er Jahren hielt Dunn eine Reihe von 29 Vorträgen über seine Vorstellungen einer umfassenden, positiven Gesundheit, die wenige Jahre später in seinem grundlegenden Buch "High Level Wellness" (1961) veröffentlicht wurden.
Sein Wellnesskonzept fand zunächst wenig Beachtung. Erst in den 1970er Jahren gewann es durch die Arbeiten von Dr. John W. Travis und Dr. Donald B. Ardell an Bedeutung. Auch das Wissenschaftsmagazin Health Values: Achieving High Level Wellness (1996 umbenannt in: The American Journal of Health Promotion) und das National Wellness Institute trugen zu seiner Popularisierung bei.
Dunn formulierte mit dem Wellnesskonzept seine Vorstellung einer positiven Gesundheit, die wesentlich vierlschichtiger ist als das im traditionelle Gesundheitswesen verbreitete Verständnis von Gesundheit, nämlich "nicht krank" zu sein. Er grenzte Wellness klar von Prävention, Therapie und Rehabilitation ab, weil diese eben nicht auf das komplexe Gebiet der Gesundheit, sondern der Krankheit fokussiert seien.
Das Koordinatensystem der Gesundheit.
Quelle: U.S. Department of Health , Education, and Welfare. Public Health Services, National Official of Vital Statistics.
Dunn forderte die im Gesundheitswesen Tätigen und Verantwortlichen auf, sich angesichts demografischer, sozialer, ökonomischer und politischer Herausforderungen Gedanken darüber zu machen, mit welchen Maßnahmen Menschen ganz konkret ihr Wellness-Niveau verbessern können. Für Dunn waren die Umweltfaktoren (physisch, ökologisch, sozial, sozioökonomisch) von zentraler Bedeutung für das Erreichen eines höheren Wellness-Niveaus.
Der Mensch hat neben einer körperlichen und geistigen auch eine spirituelle Dimension, das war Dunn's Überzeugung. Man dürfe diese nicht außer Acht lassen und sie keinesfalls der Religion und Esoterik überlassen.
If we are to move in the direction of high-level wellness for man and society, we cannot ignore the spirit of man in any discipline.
Dunn forderte dazu auf, eine "rationale Brücke" zwischen der biologischen und spirituellen Dimension zu schlagen und so die Fragmentierung der separierten professionellen Zuständigkeiten zu überwinden.
For no person can be well physically if he is sick spiritually.
Zur Veranschaulichung seiner Auffassung entwickelte er eine schematische Darstellung. Die sich überschneidenden Kreise symbolisieren den Menschen als Manifestation von Energie: Körper, Geist und "Spirit" als miteinander verbundene und sich beeinflussende menschliche Dimensionen. Der nach oben zielende Pfeil repräsentiert das Streben des Menschen, den Grund seines Daseins zu erfassen und sich in seiner Ganzheit entsprechend zu entfalten.
Eine große Bedeutung hat die von Dunn formulierte Wellness-Definition, die maßgeblich für das konzeptionelle Verständnis von Wellness ist und die aufzeigt, wie wenig die heutige Interpretation und Umsetzung von Wellness in den meisten Fällen damit zu tun hat.
[High-level wellness] is defined as an integrated method of functioning which is oriented toward maximizing the potential of which the individual is capable, within the environment where he is functioning.
Dunn's Wellnesskonzept ist die Grundlage für die späteren Arbeiten von John W. Travis und Donald B. Ardell sowie für die Wellnessdefinition und das Wellnessmodell des National Wellness Institutes an der University of Wisconsin Stevents Point, der seit den 1970er Jahren wichtigsten Wellnessinstitution in den USA. Auch im Wellnessmodell des Deutschen Wellness Verbands ist das grundlegende Wellnessverständnis von Dunn berücksichtigt.
Interessante Links:
High Level Wellness , Beatty Arlington, 1961