Wellness-Marktdaten


 

Ergebnisse der 23. Deutschen Tourismusanalyse


[19.04.2007] Vogelgrippe, Karikaturenstreit, Terroranschläge und Wirbelstürme haben in einigen Ferienregionen ihre Spuren hinterlassen, aber die Reiselust der Deutschen nicht bremsen können.

Noch bevor andere Branchen den Aufschwung wirklich spüren, hat die Stimmungswende im Reiseverhalten der Deutschen bereits begonnen.
Zwei Drittel der Bundesbürger (65%) haben im vergangenen Jahr 2006 eine Urlaubsreise von mindestens 5 Tagen Dauer unternommen (im Vorjahr 2005: 64%). Und der kommenden Reisesaison sehen die Deutschen geradezu optimistisch entgegen: Fast drei Viertel der Bevölkerung (71%) wollen 2007 verreisen. Ein Jahr zuvor hatten nur 68 Prozent feste Reiseabsichten. Dies geht aus der 23. Tourismusanalyse des BAT Freizeit-Forschungsinstituts hervor, in der 4.000 Bundesbürger ab 14 Jahren nach ihrem Urlaubsverhalten 2006 und ihren Reiseabsichten 2007 befragt wurden.
 
"Die Reisebranche meldet sich wieder als Wachstumsbranche zurück", so Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der Wissenschaftliche Leiter des Instituts. "Touristen haben ein chronisches Kurzzeitgedächtnis. Einmalereignisse und Naturkatastrophen sind schnell vergessen. Urlaub bleibt die populärste Form von Glück." Dabei lautet die neue geld- und zeitökonomische Reisephilosophie der Deutschen: Der traditionelle Drei-Wochen-Urlaub hat heute nur mehr 13 Tage. Der dramatische Rückgang der durchschnittlichen Reisedauer von 18,2 Tagen (1980) auf den Tiefststand von 12,8 Tagen (2004) ist jedoch gestoppt: Die Reisedauer pendelt sich seit 2004 auf fast zwei Wochen (13 Tage) wieder ein. Vor allem Großstädter (14,9 Tage – Landbewohner: 11,9 Tage) entdecken den Wert einer längeren Urlaubsreise wieder. Ein Ende der Talfahrt zeichnet sich ab.
 
Inlandsreisen erobern Marktanteile zurück
 
Immer mehr Bundesbürger machen Urlaub im eigenen Land. Das liebste Urlaubsland der Deutschen heißt Deutschland – mit steigender Tendenz: Im letzten Jahrzehnt hatte der Inlandsurlaub permanent an Marktanteilen verloren (1996: 41% - 2005: 32%). Im vergangenen Jahr haben Inlandsreisen erstmals wieder an Attraktivität gewonnen und Marktanteile zurückerobert (+ 2 Prozentpunkte). "Die deutschen Ferienregionen müssen die ausländische Konkurrenz weniger fürchten", so Professor Opaschowski. "Und gegen die Faszination von Wärme, Ferne und Weite setzt der Deutschlandtourismus die Vielfalt von Natur, Kultur und Kulinarik." Vielleicht hat auch die Fußball-WM-Euphorie im Sommer 2006 das Reiseland Deutschland aufgewertet und den Inlandstourismus belebt.
Vor allem bei Zweit- und Drittreisen neigen die Deutschen dazu, das eigene Land als Urlaubsziel zu wählen. Dafür spricht auch, dass der Anteil der Mehrfachreisenden im vergangenen Jahr gestiegen ist (2005: 40,4% - 2006: 43,3%).
 
Inlandsreiseziele 2006.
Bayern und Ostsee: Die Sieger der Saison

 
Im inländischen Wettbewerb gibt es zwei eindeutige Sieger - im doppelten Sinn: Sie sind einmal die beliebtesten deutschen Ferienregionen. Und sie weisen zugleich die höchsten Zuwachsraten auf. Die Sieger der Saison 2006 heißen Bayern (7,7%) und Ostsee (7,4%). Erst mit größerem Abstand folgen die Urlaubsgebiete an der Nordsee (4,9%) sowie die baden-württembergischen Ferienregionen im Schwarzwald und am Bodensee (3,1%). 
Nordseeküste und Nordseeinseln bekommen die Konkurrenz der Ostsee-Ferienanbieter in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein immer zu spüren. Andererseits bleiben die Gäste an der Nordsee im Durchschnitt länger (11,7 Tage) als in den übrigen deutschen Feriengebieten (z.B. Bayern und Ostsee: je 10,8 Tage). Hier können die Wellen in den nächsten Jahren noch höher schlagen. Opaschowski: "Das Interesse der deutschen Urlauber verlagert sich zunehmend auf die beiden Kontrastangebote Meer und Berge. Alle übrigen innerdeutschen Feriengebiete haben Schwierigkeiten, ihr Eigenprofil zu demonstrieren." Urlaub ist immer auch Kontrast und Gegenwelt zum urbanen Alltag. Das Kontrasterleben und der Wunsch nach Tapetenwechsel zählen zu den wichtigsten Antriebskräften für das Reisen.

Tourismusprognose 2007.
Optimistisch ins neue Reisejahr:
Über 70% der Deutschen wollen verreisen
 
4.000 Personen ab 14 Jahren wurden repräsentativ im gesamten Bundesgebiet nach ihren Reiseabsichten für 2007 gefragt. Das Befragungsergebnis überrascht: Es herrscht eine außergewöhnlich positive Urlaubsstimmung vor. Offensichtlich wächst das Vertrauen der Verbraucher in die nahe Zukunft wieder. Aufbruchstimmung ist angesagt. Über zwei Drittel der Bevölkerung (70,7%) wollen im Jahr 2007 eine Urlaubsreise von mindestens 5 Tagen Dauer unternehmen. Nur etwa jeder fünfte Bundesbürger (20,3% - im Vorjahr 2006: 22,1%) will auf jeden Fall zu Hause bleiben. Und jeder elfte Befragte (9,0%) ist sich noch unsicher. Opaschowski: "Die Deutschen wollen wieder mehr verreisen und die Krisenstimmung der letzten Jahre hinter sich lassen. Reiselust darf man wieder zeigen - wenn man sie sich leisten kann."

Insofern kann es nicht überraschen, dass es trotz der überwiegend positiven Grundstimmung ökonomische Ungleichheiten im Reisemarkt auch weiter gibt. Der Anteil der Reiselustigen ist unter den Höherverdienenden (über 2.500 Euro Haushaltsnettoeinkommen) unverhältnis-mäßig höher (80,6%) als bei den geringer Verdienenden mit einem Einkommen von unter 1.000 Euro (50,9%). Die soziale Kluft bleibt bestehen.

Urlaubformen der Zukunft.
Urlauber schwimmen auf der Wohlfühlwelle:
Mehr Wellness- als Cluburlaub
 
Wie in der gesamten Wirtschaft wird auch die Reisebranche mit einem Anspruchswandel der Verbraucher konfrontiert. Während der klassische Strand- und Skitourismus um seine Stammurlauber kämpfen muss, ist der Urlaub mit Gesundheits-, Wellness-, Sport- und Kulturangeboten zunehmend gefragt: Die Reisenden wollen in wenigen Tagen möglichst viel erleben und genießen. Gefragt sind kulturelle und kulinarische Attraktionen. Auch der Gesundheitstourismus befindet sich im Aufwind – von asiatischen Behandlungsmethoden über Thalasso-Therapien bis hin zum Gesundheitstraining.
 
Das BAT Institut ging daher in seiner Tourismusanalyse auch einmal der Frage nach, für welche Urlaubsformen sich die Bundesbürger in Zukunft besonders interessieren. Wo geht die Reise in den Wunschvorstellungen der Deutschen hin?

Ganz obenan in der Wunschliste steht der Erholungs- und Wellnessurlaub (69%) in seiner entspannten Form. Fast jeder zweite Bundesbürger (45%) nennt aber auch den "Medical-Wellness-Urlaub" mit gesundheitsorientiertem und präventivmedizinischem Charakter.

Professor Opaschowski: "Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer alternden Bevölkerung wird der Gesundheitstourismus zum touristischen Megamarkt der Zukunft. Immer mehr Bundesbürger wollen auch im Urlaub auf der Wohlfühlwelle schwimmen und etwas für die eigene Gesundheit tun – auf die angenehme Art ohne Ge- und Verbote." In Zukunft wird die persönliche Gesundheitsvorsorge genauso wichtig wie die staatliche Gesundheitsversorgung sein.
 
Mit der Gesundheitsorientierung im Urlaub unmittelbar verbunden ist das Interesse am Berg- und Wandertourismus (38%) sowie Fahrradtourismus (30%). Im Urlaub der Zukunft spiegelt sich eine Vielfalt von Reiseformen wider, wie sie in früheren Jahrzehnten kaum möglich war. Einzelne Bevölkerungsgruppen setzen dabei aber ganz unterschiedliche Schwerpunkte:

•  Jugendliche können sich im Vergleich zu allen anderen Bevölkerungsgruppen am meisten für den Club- und Abenteuerurlaub begeistern.
•  Junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren sind an Städtereisen, Studien- und Bildungsreisen und auch am Campingurlaub besonders interessiert.
•  Familien sind unter den Anhängern des Fahrradtourismus am meisten vertreten.
•  Und die 50plus-Generation weiß schließlich den Berg- und Wandertourismus besonders zu schätzen.

Opaschowski: "So zeigt der Urlaub der Zukunft zwei Gesichter:
Alle können sich im Urlaub wie Individualisten fühlen. Und niemand muss mehr zur gleichen Zeit am gleichen Ort das Gleiche tun." Im Urlaub der Zukunft kann jeder seine eigenen Wege gehen.

Die ausführliche Studie DEUTSCHE TOURISMUSANALYSE (TA 2007) über die Reiseziele 2006 und die Reiseabsichten 2007 der Deutschen kann zum Preis von Euro 14,80 bezogen werden (wahlweise als Skript oder CD ROM erhältlich) beim BAT Freizeit-Forschungsinstitut >>


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